Slavisches Seminar

Kommentare zu den Lehrveranstaltungen im Wintersemester 1996/97


Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge

Vorlesung: Russische Literatur vom 16. bis 18. Jahrhundert (Barock und Klassizismus):

2 st., Di, Fr 12-13, HS 037

Im Anschluß an die Vorlesungsreihe des vergangenen Semesters "Geschichte des altostslavischen (altrussischen) Schrifttums" wird dieser Kurs die geistes- und literaturgeschichtlichen Entwicklungen seit dem 16. Jahrhundert darstellen: die (kulturelle) Isolation unter Ivan IV. (Groznyj), die Zeit der "Wirren" (Smuta), die innere Konsolidierung unter den Romanovs, das Entstehen einer Barockliteratur, die Kirchenspaltung (Raskol), die Reformen Peters des Großen und die Entstehung einer weltlichen Dichtung (syllabische Lyrik, Schuldramen). Der Ablösungsprozeß vom geistlich geprägten Byzantinismus führt zur neueren Literatur als selbständiger Kunstform im Geiste der Aufklärung und im Stil des Klassizismus. Als wichtige Vertreter werden u.a. vorgestellt: Avvakum, Simeon Polockij, Kantemir, Trediakovskij, Lomonosov, Cheraskov, Sumarokov, Derzavin, Fonvizin, Novikov...

Zur vorbereitenden und begleitenden Lektüre empfohlen: Horst Schmidt (Hrsg.): Die russische Literatur der Aufklärung (1650-1825). Halle (Saale) 1985; D. ukov, L. Puskarev: Russkie pisateli XVII veka. Moskva 1972; A.M. Pancenko: Russkaja stichotvornaja kultura XVII veka. Leningrad 1973; D.D. Blagoj: Istorija russkoj literatury XVIII veka. Moskva 1955; P.A. Orlov: Istorija russkoj literatury XVIII veka. Moskva 1991.

Beginn: Freitag, 18. Oktober 1996

Seminar: Russische Lyrik in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: F.I. Tjutcev und N.I. Nekrasov:

2 st., Fr 10-12, ÜR 028

Von Fedor I. Tjutcev (1803-1873) erschien erst 1854 ein (von I.S. Turgenev herausgegebener) erster Gedichtband, ein zweiter kam 1868 heraus. Der Autor, der mit seinen eigenen Arbeiten recht nachlässig umgegangen ist, gehört zu den größten russischen Lyrikern des 19. Jahrhunderts. In seiner Naturlyrik verbindet er Landschaftsschilderungen mit philosophischen Reflexionen, seine "Nachtgedichte" stehen in russischer und deutscher romantischer Tradition, seine Liebeslyrik hat einen tragischen Grundton, seine politischen Gedichte sind slavophil gestimmt. Der Stil seiner Lyrik ist durch archaisierende Elemente einerseits und innovatorische Metaphorik und Metrik andererseits gekennzeichnet.

Nikolaj A. Nekrasov (1821-1878) hat als Publizist, Herausgeber und besonders als Lyriker des Realismus die russische Literaturgeschichte seit den 50er Jahren entscheidend mitgestaltet. Durch die Verbindung satirischer, dramatischer und folkloristischer Elemente hat er die russische Lyrik reformiert und bereichert, seine sozialkritischen Themen haben die russische Lyrik bis ins 20. Jahrhundert beeinflußt, aber auch seine Liebes- und Naturdichtung in einfacher Umgangssprache ist stilprägend geworden.

Textausgaben: F.I. Tjutcev: Socinenija v dvux tomax. Moskva 1984. N.A. Nekrasov: Polnoe sobranie socinenij. Moskva 1965-1967.

Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: A.D. Grigoreva: Slovo v poezii Tjutceva. Moskva 1980; M. Raslovleff: Le Barde slavophile. (Fédor Tutcheff). Paris 1982; R.C. Lane: Bibliography of Works by and about F.I. Tiutchev to 1985. Nottingham (Astra Press) 1987; K. Cukovskij: Masterstvo Nekrasova. Moskva (3)1959; Sigmund S. Birkenmeyer: Nikolaj Nekrasov. Den Haag. Paris 1968. (Rez.: R.-D. Kluge: Welt der Slaven 1970); M. Gin: Ot fakta k obrazu i sjuzetu. O poezii N.A. Nekrasova. Moskva 1971.

Beginn: Freitag, 18. Oktober 1996

Seminar: Richard Wagner in Rußland.

Die Rezeption seines Werkes unter Berücksichtigung der frühen Schriften Friedrich Nietzsches in der russischen Literatur und Kultur (voraussichtlich zusammen mit dem Lehrstuhl für Geschichte der russischen Literatur der MGU, Moskau; in russischer Sprache):

2 st., Di 16.00-17.30, ÜR 426

Das Werk Richard Wagners hat nicht nur für die Entwicklung der Musik in neuerer Zeit außerordentliche Bedeutung, sondern die auf eine Synthese der Künste ("Gesamtkunstwerk") zielenden Absichten des Komponisten, Dramatikers und philosophischen Publizisten haben der literarischen und kulturellen Entwicklung Europas seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidende Impulse gegeben. Das gilt insbesondere auch für die russische Geistes- und Kulturgeschichte, in der Wagners Werk eine weitreichende, aber bisher noch kaum untersuchte Wirkung entfaltet hat. Das Oberseminar wird sich deshalb auf nur wenige Vorarbeiten stützen können und ist insoweit als ein Forschungskolloquium angelegt. Durch die Zusammenarbeit mit Moskauer Kommilitonen und Kollegen soll außerdem der Zugang zu Quellen und Archivmaterial gewährleistet werden. Folgende Themen sind zur Bearbeitung vorgesehen: Wagners Werk in russischer Übersetzung (erste Aufführung eines Werkes von Wagner in Rußland: "Lohengrin" in St. Petersburg 1868); Wagner und Bakunin; Turgenev und/über Wagner; L. Tolstoj und Wagner; Serov als früher Propagator Wagners; Cajkovskij über Wagner; Musorgskij und Wagner ("Das mächtige Häuflein" ["Mogucaja kucka"] und Wagner; die Rezeption des Werkes R. Wagners und des frühen Werkes F. Nietzsches ("der Geist der Musik") im russischen Symbolismus, insbesondere bei A. Blok, A. Belyj, Vjaceslav Ivanov, E. Metner, L. Ellis, Aufsätze über Wagner in den Zeitschriften "Mir iskusstva", "Vesy" und "Zolotoe runo", die Abteilung "Wagneriana" in der Zeitschrift "Trudy i dni"; Der Wagnermythos in Rußland; Wagners "Gesamtkunstwerk" und Skrjabins "Mystère" (mit Mejerhol'd); Mejerhol'd und Wagner; Stanislavskij und Wagner; Kandinskij und Wagner; Wagner-Rezeption in der Revolutionszeit; Lunacarskij und Wagner; Wagner in der Sowjetunion; Wagner im gegenwärtigen russischen Kultur- und Theaterleben.

Wie das erste gemeinsam mit Moskauer Studenten und Aspiranten im WS 1994/95 veranstaltete Seminar "A. Cechov und Deutschland" (vgl.: Cechov i Germanija. Pod red. V.B. Kataeva i R.-D. Kluge. Moskva 1996) soll auch diese Veranstaltung zeitgleich und parallel nach einem einheitlichen Themenplan in Moskau und Tübingen durchgeführt werden, es wird mit einer gemeinsamen Blockveranstaltung der Moskauer und Tübinger Teilnehmer (in Tübingen) eröffnet und mit einer weiteren resumierenden Blockveranstaltung (in Moskau) abgeschlossen werden. Da die erforderlichen Reise- und Aufenthaltskosten für die Teilnehmer beim DAAD beantragt werden, ist eine frühzeitige verbindliche Anmeldung erforderlich.

Verhandlungssprache dieser Veranstaltung ist Russisch. (Wir arbeiten ja mit russischen Kollegen zusammen!) Ausnahmsweise kann im Verlauf des Seminars auch in Deutsch referiert werden, die Präsentationen und Diskussionen während der Blockveranstaltungen müssen aber in Russisch erfolgen. (Als begleitende Übung soll Frau Prof. Dr. V.M. Necaeva einen Sprachkurs für dieses Oberseminar zur Vorbereitung anbieten.)

Als vorbereitende Lektüre kann (nur) empfohlen werden: S.N. Durylin: Richard Vagner i Rossija. O Vagnere i buduscich putjach iskusstva. Moskva 1913; R.-D. Kluge: Westeuropa und Rußland im Weltbild Aleksandr Bloks. München 1967, Kap. IV: "Der Geist der Musik", S. 84-128, bes. S. 84-91; A.F. Losev: Problemy Richarda Vagnera v proslom i nastojascem. (V svjazi s analizom ego tragedii "Kolco Nibelunga"). In: Voprosy estetiki, Nr. 8, Moskva 1968, S. 107-113; E. Reissner: A. Blok und R. Wagner. In: Slavistische Studien zum VIII. Internationalen Slavistenkongreß in Zagreb 1978. Köln, Wien 1978, S. 417-426; A. Steinberg: The Influence of Wagner on the Symbolists. A New Evaluation of the 'Word'. In: Dies.: Word and Music in the Novels of Andrey Bely. Cambridge u.a. 1982, S. 24-31, 252f.; S.B. Burago: Blok i Vagner. (Koncepcija celoveka i esteticeskaja pozicija.) In: Izvestija AN SSSR. Serija literatury i jazyka, 43, 1984, 6, S. 522-536; M. Deppermann: Rußland um 1900: Reichtum und Krise einer Epoche im Umbruch. In: Musik-Konzepte 37/38. Aleksandr Skrjabin und die Skrjabinisten II, 1984, S. 61-106, zu Wagner: S. 91-96; K.D. Fischer: Turgenev und Richard Wagner. In: Zeitschrift für Slawistik 31 (1986), S. 228-232; B.G. Rozenthal: Wagner and the Russian Left. In: L.R. Shaw, N.R. Cirillo, M.S. Miller (ed.): Wagner in Retrospect. A Centennial Reappraisal. Amsterdam 1987; D. Rayfield: Celtic, Wagner and Blok. In: A. McMillin (ed.): Symbolism and After. Essays on Russian Poetry in Honour of Georgette Donchin. Bristol, London 1992, S. 15-38; D. Ricci [Rizzi]: Richard Vagner v russkom simvolizme. In: Serebrjanyj vek v Rossii. Izbrannye stranicy. Moskva 1993, S. 117-136; R. Bartlett: Ivanov and Wagner. In: W. Potthoff (Hrsg.): Vjaceslav Ivanov - Russischer Dichter und europäischer Kulturphilosoph. Heidelberg 1993, S. 67-83.

Ein Themenplan findet sich an der Anschlagtafel meines Dienstzimmers (Zi 529).

Anmeldung ab sofort im Sekretariat (Zi 528)

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Kolloquium für Examenskandidaten und Doktoranden:

2 st., Di 18.00-19.30, 14täglich, ÜR 426

(Persönliche Voranmeldung erforderlich, verpflichtend für alle Kandidaten, die an einem von mir vergebenen Thema für eine wissenschaftliche Examensarbeit, Dissertation oder Habilitation arbeiten oder die Abschlußprüfung im Hauptfach bei mir ablegen wollen.)

Erörterung von Dissertationsentwürfen sowie im Entstehen befindlicher Exa-mensarbeiten, Diskussion ausgewählter Neuerscheinungen aus den Forschungs-gebieten der Teilnehmer, Beratung in der individuellen Stoffauswahl für Prü-fungsschwerpunkte, Besprechung von Prüfungsthemen.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996


Prof. Dr. Tilman Berger

Vorlesung: Einführung in die vergleichende historische Grammatik der westslavischen Sprachen:

1 st., Do 12-13, ÜR 034

Ziel der Vorlesung ist es, den Teilnehmern einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der westslavischen Sprachen zu geben. Dabei sollen nicht nur diejenigen westslavischen Sprachen behandelt werden, die heute noch als Standardsprachen in Gebrauch sind (Polnisch, Tschechisch, Slovakisch, Ober- und Niedersorbisch), sondern auch die Sprachen, die trotz eigener Wurzeln heute nur noch den Charakter von Dialekten haben (Kaschubisch, Slovinzisch), und schließlich die vor allem in Orts- und Personennamen, in Wörterverzeichnissen sowie seltener in kurzen Texten erhaltenen Reste ausgestorbener westslavischer Sprachen (Elb- und Ostseeslavisch und insbesondere Dravänopolabisch, Mainwendisch u.a.).

Die Spezifik der westslavischen Entwicklung, in deren Verlauf das ursprüngliche Siedlungsgebiet in weiten Teilen von deutscher Besiedlung überlagert wurde, erfordert zu Beginn der Vorlesung eine ausführlichere Behandlung der frühen slavischen Landnahme Mittel- und Ostdeutschlands, die sich zum Teil auch auf die Ergebnisse anderer Wissenschaften stützen wird. Vor diesem Hintergrund werden wir uns dann mit der Ausgliederung des Westslavischen aus der urslavischen Spracheinheit beschäftigen, bevor wir dann der Reihe nach für jede westslavische Sprache getrennt die interne Sprachgeschichte sowie die äußere Entwicklung und die Herausbildung der Standardsprache (falls überhaupt erfolgt) betrachten.

Da die Vorlesung vor allem einen Überblick geben soll, werden wir nur in geringem Umfang Texte lesen und besprechen können. Hierzu besteht Gelegenheit in einem für das Sommersemester 1997 geplanten Hauptseminar, das speziell sich mit den kleineren westslavischen Sprachen befassen soll.

Teilnahmevoraussetzungen: Grundkenntnisse einer westslavischen Sprache. Anregungen zur vorbereitenden Lektüre: Comrie, B., Corbett, G.G. (Hrsg.): The Slavonic Languages. London 1993; Graus, F.: Die Nationenbildung der Westslawen im Mittelalter. Sigmaringen 1980; Herrmann, J.: Zwischen Hradschin und Vineta: frühe Kulturen der Westslawen. München 1971; Nalepa, J.: Slowianszczyzna pólnocno-zachodnia: podstawy jej jednosci i jej rozpad. Poznan 1968; Rehder, P. (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Darmstadt (2)1991; Siatkowska, E.: Rodzina jezyków zachodnioslowianskich: zarys historyczny. Warszawa 1992; Stieber, Z.: Zarys dialektologii jezyków zachodnio-slowianskich: z wyborem tekstów gwarowych. Warszawa 1965; Stieber, Z.: Zarys gramatyki porównawczej jezyków slowianskich. Warszawa 1979. Fortsetzungsmöglichkeit: Seminar im Sommersemester 1997.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Proseminar: Einführung in die Sprachwissenschaft

2 st., Mo 14-16, ÜR 011

Dieses Proseminar soll die Voraussetzungen für den Besuch von linguistischen Veranstaltungen schaffen. Für Studierende mit einem slavistischen Hauptfach ist es obligatorischer Bestandteil des Grundstudiums; Nebenfächlern wird empfohlen, das Proseminar spätestens vor Besuch des sprachwissenschaftlichen Hauptseminars im Hauptstudium zu absolvieren.

Nach einer Einführung in die linguistische Zeichentheorie werden wir die Methoden des linguistischen Strukturalismus kennenlernen und auf verschiedene linguistische Teildisziplinen (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik) anwenden, jeweils illustriert an Beispielen aus dem Russischen und anderen slavischen Sprachen. Danach sollen auch ausgewählte neuere Bereiche der Linguistik wie Sprechakttheorie und Textlinguistik zur Sprache kommen. Daneben werden Hilfstechniken wie Bibliographieren, Arbeit mit terminologischen Wörterbüchern u.ä. eingeübt.

Teilnahmevoraussetzungen: Russischkenntnisse mindestens im Umfang des Propädeutikums bzw. analoge Kenntnisse in einer anderen slavischen Sprache. Scheinvergabe: Klausur am Semesterende.

Literaturempfehlungen: Lehfeldt, W.: Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. München 21996; Lehmann, V.: Sprachwissenschaftliche Grundbegriffe für Russisten. München 1981.

Beginn: Montag, 21. Oktober 1996

Seminar: Sprachliche Ausdrucksmittel für Höflichkeit im Ost- und Westslavischen

2 st., Do 9-11, ÜR 028

Dieses Seminar greift in einem gewissen Sinne die Vorlesung Höflichkeit in den slavischen Sprachen vom Sommersemester 1994 wieder auf. Während allerdings damals die slavischen Anredesysteme im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, soll es dieses Mal um Höflichkeit als Phänomen der Pragmatik gehen. Da dieses Thema in der Slavistik erst seit kurzem auf Interesse stößt und da es relativ wenig Sekundärliteratur gibt, werden wir uns zunächst anhand allgemeinlinguistischer Literatur mit dem pragmatischen Ausdruck von Höflichkeit beschäftigen. Erst danach können wir am Beispiel des Russischen und Polnischen (sowie, falls gewünscht, des Tschechischen und Sorbischen) indirekte Sprechakte und andere Konstruktionen untersuchen, die das Ziel haben, eine höfliche Haltung des Sprechers gegenüber dem Adressaten zu markieren. Dabei sollen sowohl das heutige Sprachsystem als auch seine historische Entwicklung betrachtet werden.

Zielpublikum: Ostslavisten und Westslavisten im Hauptstudium Scheinvergabe: Voraussetzung für einen Schein ist ein mündliches und schriftliches Referat. Die Themenliste wird im August ausgehängt.

Zur einführenden Lektüre empfohlen: Anusiewicz, J.z: Polska etykieta jezykowa. Wroclaw 1992. (= Jezyk a kultura 8); Brown, P., Levinson, S.C.: Politeness: some universals in language usage. Cambridge 1989; Haase, M.: Respekt: die Grammatikalisierung von Höflichkeit. München 1994; Leech, G.N.: Language and tact. Trier 1977; Leech, G.N.: Principles of pragmatics. London 1983; Mills, M.H.: Conventionalized Politeness in Russian Requests: A Pragmatic View of Indirectness. In: Russian Linguistics 16, 1992, 65-78; Rathmayr, R.: Pragmatik der Entschuldigungen: vergleichende Untersuchung am Beispiel der russischen Sprache. Köln 1996.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Seminar: Ausgewählte Fragen der russischen Syntax

2 st., Mo 11-13, ÜR 028

Dieses Seminar schließt an die Vorlesung vom Sommersemester 1996 an und setzt sich zum Ziel, eine Reihe syntaktischer Besonderheiten des Russischen genauer und gründlicher zu untersuchen, als dies in der Vorlesung möglich gewesen ist. Insbesondere soll der Vergleich mit dem Deutschen stärker in den Vordergrund treten. Wie in der Vorlesung wird vor allem die spezifisch russische Tradition der Syntaxbeschreibung behandelt, daneben aber auch die Dependenzsyntax nach Ju.D. Apresjan und I.A. Mel'cuk.

Ein Besuch des Seminars ohne vorherige Teilnahme an der Vorlesung ist möglich, ich weise aber jetzt schon darauf hin, daß im Seminar kein globaler Überblick über alle syntaktischen Fragestellungen gegeben werden kann.

Zielpublikum: Ostslavisten im Hauptstudium Scheinvergabe: Voraussetzung für einen Schein ist ein mündliches und schriftliches Referat. Die Themenliste wird im August ausgehängt.

Zur einführenden Lektüre empfohlen: Apresjan, Ju.D., Iomdin, L.L., Percov, N.V.: Ob"ekty i sredstva modeli poverchnostnogo sintaksisa russkogo jazyka. In: International Review of Slavic Linguistics 3, 1978, 249-312; Gladrow, W. (Hrsg.): Russisch im Spiegel des Deutschen: eine Einführung in den russisch-deutschen und deutsch-russischen Sprachvergleich. Leipzig 1989; Schrenk, J.: Russische Syntax und sowjetische Syntaxkonzeptionen. In: H. Jachnow (Hrsg.): Handbuch des Russischen, Wiesbaden 1984, 214-279; Weiss, D.: Sowjetische Sprachmodelle. In: H. Jachnow (Hrsg.): Handbuch des Russischen, Wiesbaden 1984, 581-621.

Beginn: Montag, 21. Oktober 1996

Kolloquium für Examenskandidaten

2 st., Mi 18-20, ÜR 426, 14täglich

Dieses Kolloquium ist für alle diejenigen gedacht, die in den nächsten Semestern bei mir die Magister- oder Staatsexamensprüfung abzulegen gedenken. In der Veranstaltung sollen einerseits im Entstehen begriffene Abschlußarbeiten referiert und gemeinsam besprochen werden, andererseits soll auch eine Vorbereitung auf die mündliche Prüfung erfolgen (Beratung für die Auswahl von Prüfungsthemen, Techniken der Vorbereitung, Durchspielen von Prüfungen usw.).

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996


Prof. Dr. Jochen Raecke

Vorlesung: Einführung in das Studium der Südslavischen Philologie

2 st., Do 11-13, ÜR 028

Die Veranstaltung soll einerseits einen Einblick in das Studium der Südslavischen Philologie gewähren, wie andererseits zugleich einen Überblick über dieses Studium bieten. Einblick gewähren heißt, aufzuzeigen, mit welchen Gegenständen und Forschungsgebieten ein Student der Südslavischen Philologie in diesem Studium konfrontiert wird, einen Überblick zu geben heißt, eine grundlegende Darstellung dieser verschiedenen Gegenstände und Forschungsgebiete zu bieten. Die Teilnehmer der Veranstaltung sollen dementsprechend Grundkenntnisse über die Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten der südslavischen Sprachen, Literaturen und Kulturen vermittelt bekommen, die zugleich so etwas wie ein Kompendium der Südslavischen Philologie darstellen. Insofern richtet sich diese Veranstaltung auch nicht nur an Anfänger und Einsteiger, sondern auch an Könner und Aussteiger in dem Sinne, daß sie demnächst Examen in diesem Fach machen wollen. Daß auch die entsprechenden Hilfsmittel für das Studium vorgestellt werden, versteht sich von selber.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Seminar: Struktur und Sprache russischer Fernsehnachrichten

2 st., Di 9-11, ÜR 028

In der Veranstaltung geht es darum, den Aufbau russischer Nachrichtensendungen im Fernsehen in der Weise zu untersuchen, daß zum einen die verschiedenen "Text"sorten wie Nachricht, Meldung, Reportage, Bericht, Moderation und Kommentar identifiziert und analysiert werden, und zwar insbesondere hinsichtlich des Bezugs von Gezeigtem und Gesprochenem, und zum anderen die Struktur und Sprache dieser Sendungen mit ihren Entsprechungen im westlichen, insbesondere deutschen Fernsehen verglichen werden. Ein besonders interessantes Gebiet wird sein, entsprechende Passagen, die den gleichen Gegenstand in der Wirklichkeit haben, d.h. also politische, ökonomische und sonstige Ereignisse in der Welt, in ihrer russischen und deutschen Zubereitung zu vergleichen. Wer außerdem an den entsprechenden Veranstaltungen zu Fernsehnachrichtensendungen aus Zagreb und Belgrad oder Warschau teilnimmt, wird diese Vergleichsgrundlage in begrüßenswerter Weise erweitern können.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Seminar: Serbische /kroatische Literaturverfilmungen

2 st., Mi 16-18, ÜR 426

Die sog. Bildmedien stehen im Begriff, den sog. Printmedien deutlich den Rang abzulaufen, auch was ihre Nutzung durch die Konsumenten sogenannter schöner Literatur angeht. Ohne jeden Zweifel wird inzwischen mehr fern- und filmgesehen als buchgelesen und Studierende wie Lehrende der Neuphilologien sollten dieses Phänomen nicht einfach ignorieren. Die Veranstaltung will diese Erscheinung problematisieren und insbesondere aufzeigen, daß Verfilmungen, sei es für das Fernsehen, sei es für die Leinwand, keineswegs einfach "Literatur in Bildern" (Biblia pauperum) sind, sondern etwas durchaus anderes, nämlich allenfalls gelungene, aber immer ausgesprochen individuelle Interpretationen ihrer literarischen Vorlagen. Worum es in dieser Veranstaltung dann methodisch und sachlich geht, ist der eingehende Vergleich ausgewählter, zunächst nicht für Fernsehen oder Leinwand geschriebener Ausgangstexte mit literarischem Anspruch mit ihrer späteren Zubereitung für den Bildschirm. Welche Werke dafür in Frage kommen, ist abhängig davon, welche Verfilmungen erreichbar sind und wird rechtzeitig vor oder zu Beginn der Veranstaltung bekanntgegeben.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996

Seminar: Kroatische und serbische Fernsehnachrichten im Kontrast

2 st., Mo 16-18, ÜR 426

In der Veranstaltung geht es zunächst einmal darum, den Aufbau serbischer und kroatischer Nachrichtensendungen im Fernsehen in der Weise zu untersuchen, daß zunächst die verschiedenen "Text"sorten wie Nachricht, Meldung, Reportage, Bericht, Moderation und Kommentar analysiert werden, und zwar insbesondere hinsichtlich des Bezugs von Gezeigtem und Gesprochenem, und sodann die Struktur und Sprache dieser Sendungen mit dem Ziel gegenübergestellt werden, spezifisch Kroatisches und spezifisch Serbisches an ihnen zu ermitteln. Ein weiterer Schritt wird sein, sie mit ihren Entsprechungen im westlichen, insbesondere deutschen Fernsehen zu vergleichen, um einen eher westlichen oder eher nichtwestlichen "Nachrichtenstil" festzustellen. Von besonderem Interesse wird sein, entsprechende Passagen, die den gleichen Gegenstand in der Wirklichkeit haben, d.h. also politische, ökonomische und sonstige Ereignisse in der Welt, zunächst in ihrer serbischen und kroatischen, und dann auch deutschen Zubereitung zu vergleichen. Wer außerdem an den entsprechenden Veranstaltungen zu Fernsehnachrichtensendungen aus Moskau oder Warschau teilnimmt, wird diese Vergleichsgrundlage in begrüßenswerter Weise erweitern können.

Beginn: Montag, 21. Oktober 1996


Priv. Doz. Dr. habil. Dietrich Wörn

Vorlesung (mit Kolloquium): Geschichte des Schrifttums der Bulgaren und Serben im Mittelalter

2 st., Do 14-16, ÜR 011

Diese Vorlesung bietet eine gründliche Einführung in die Entstehung des altslavischen Schrifttums im Zusammenhang mit der Missionstätigkeit Konstantin-Kyrills und Methods und in die Weiterentwicklung dieser Tradition im altbulgarischen und altserbischen Schrifttum bis ins 15. Jh. Im mittelalterlichen Schrifttum spiegelt sich die politische, soziale und kulturelle Entwicklung der orthodoxen Südslaven, ihr Selbstbewußtsein und ihre kulturelle Eigenart, besonders in der Aneignung der politisch-staatlichen, kirchlichen und kulturellen Traditionen des oströmischen-byzantinischen Reiches. Bei Bulgaren und Serben entwickelte sich eine Schriftkultur von spezifischer Eigenart, die für beide Völker bis weit in die Neuzeit prägend war und die in jüngster Zeit wieder an Aktualität gewonnen hat. Darüber hinaus war das mittelalterliche Schrifttum der orthodoxen Südslaven, insbesondere das Schrifttum der Bulgaren des sog. "goldenen Zeitalters" (um 900) und des ausgehenden 14. Jhs. (sog. "Schule von Turnovo") von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung der Schriftkultur der Ostslaven in der Kiever und Moskauer Rus'. Innerhalb der Darlegung der allgemeinen Entwicklungslinien der Kulturgeschichte sollen die wichtigsten Texte vorgestellt und besprochen werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auch den gattungsspezifischen Besonderheiten des altbulgarischen und altserbischen Schrifttums geschenkt.

Bei Bedarf und nach vorheriger Absprache kann bei regelmäßiger Teilnahme und entsprechender Leistung (Referat mit Paper, Hausarbeit) ein Pro- bzw. Hauptseminarschein für Südslavische Philologie (Literaturwissenschaft) erworben werden.

Die Vorlesung richtet sich an Studierende der Südslavistik aller Studienstufen. Grundkenntnisse des Altkirchenslavischen sind aber Voraussetzung.

Zur vorbereitenden Lektüre empfehle ich: E. Hösch: Geschichte der Balkanländer. München, 1988 (ü.ö.). LT 040.040. Kindlers Neues Literatur-Lexikon (die Essays zur aksl., bg., serb. Literatur; die einschlägigen Lexikonartikel); M. Murko: Geschichte der älteren südslawischen Literaturen. Leipzig, 1908 (ND: München 1971). LT 330.010; Istorija na bulgarskata literatura. 1. Starobulgarska literatura. Sofija, 1962. LZ 330.041.1; CH.A. Moser: A History of Bulgarian Literature (865-1944). The Hague, Paris, 1972. LZ 330.068; "Quellen reinen Wassers..." eine Anthologie bulgarischer mittelalterlicher Literatur. Berlin, 1979. UB; D. Bogdanovic: Istorija stare srpske knjizevnosti. Beograd, 1980. LX 330.157.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996


Regine Nohejl, M.A.

PS I: Einführung in die Literaturwissenschaft für Slavisten und Russisten. Theoretischer Grundkurs

2 st., Mi 11-13, ÜR 426

Lernziel: Das Proseminar wendet sich an Studienanfänger und dient der Ein-übung methodischer und theoretischer literaturwissenschaftlicher Grundkennt-nisse, wie sie zur selbständigen Arbeit im thematischen Proseminar (PS II) und im Hauptseminar erforderlich sind.

Teilnahmevoraussetzung: Russischkenntnisse, wie sie nach 300 Unterrichts-stunden bzw. nach erfolgreicher Teilnahme am Propädeutikum erworben wur-den. (Grundkenntnisse im Polnischen und/oder Serbokroatischen sind vorteil-haft, jedoch nicht Bedingung.)

Teilnahmebedingungen: Aktive Mitarbeit, Anfertigung von Sitzungsprotokol-len, Lösung von Hausaufgaben. Das Proseminar wird mit einer Klausur abgeschlossen.

Ein Themenplan wird an der Anschlagtafel meines Dienstzimmers ausgehängt.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996


Dr. Heide Willich

Proseminar II: E. Zamjatin : "My"

2 st., Di 8.30-10.00, ÜR 426

Evgenij Zamjatins 1920 entstandener antiutopischer Roman "My" ("Wir") konnte in der vollständigen russischen Version erst 1952 postum in der Emigration erscheinen, in der UdSSR war er bis 1988 verboten. Er hat die Unterdrückung des Individuellen und Irrationalen und die Auflehnung des unangepaßten Bürgers in einem totalitären "Einzigen Staat" zum Thema. In seiner völlig durchorganisierten und technisierten Gesellschaft wird alles Geschehen rational gesteuert, auch Wertsetzungen und ethische Maßstäbe orientieren sich ausschließlich an rationalen Kriterien. Das Werk gehört in die bis auf Platon und Thomas More zurückführbare Tradition utopischer Dichtungen, direkte Anregungen hat Zamjatin vor allem von H.G. Wells bezogen, sein Werk hat unmittelbar auf A. Huxley ("Brave New World") und G. Orwell ("1984") gewirkt. Nach einem einführenden Überblick über Leben und Werk Zamjatins sowie den sozio-ökonomischen und historisch-kulturellen Hintergrund, den "My" reflektiert, wird dieses weiterführende Proseminar den Inhalt, die formalen und ästhetischen Ausdrucksmittel sowie die Bedeutung des Romans interpretieren und das Genre der Anti-Utopie im Kontext der epischen Gattungen diskutieren. Unter Berücksichtigung der Entwicklung des utopischen Romans in Rußland soll abschließend der Versuch einer literarhistorischen Einordnung dieses Werks unternommen werden.

Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Besuch von Proseminar I (Einführung in die Literaturwissenschaft...)

Teilnahmebedingungen: Aktive Mitarbeit, Übernahme eines Referats. (Zum Erwerb eines Proseminarscheins muß das Referat nach erfolgtem mündlichen Vortrag schriftlich ausgearbeitet werden.)

Textausgaben: Russisch: E. Zamjatin: Socinenija. Moskva 1988, S. 7-154, 526-541 [recht ausführlicher Kommentar]; E.I. Zamjatin: Izbrannye proizvedenija v dvuch tomach. Tom 2. Moskva 1990, S. 3-155. Deutsch: Jewgeni Samjatin: Wir. Roman. Mit dem Essay über die Literatur und die Revolution. Aus dem Russischen von Gisela Drohla. Köln 1984; Jewgeni Samjatin: Wir. Roman. Aus dem Russischen übertragen von Marga und Roland Erb. Leipzig und Weimar 1991.

Einführende Literatur: Zu Zamjatin allgemein: D.J. Richards: Zamyatin. A Soviet Heretic. London 1962; A.M. Shane: The Life and Works of Evgenij Zamjatin. Berkeley and Los Angeles 1968; G. Leech-Anspach: Evgenij Zamjatin. Häretiker im Namen des Menschen. Wiesbaden 1976; L. Scheffler: Evgenij Zamjatin. Sein Weltbild und seine literarische Thematik. Köln, Wien 1984. Zum Roman "My": R.-D. Kluge: Zamjatins "Wir" und Dostoevskijs "Großinquisitor" - zum Verhältnis von individueller Freiheit und sozialer Verantwortung. In: Anzeiger für Slavische Philologie. Bd. XVIII, 1987, S. 7-21; G. Kern: Zamyatin's We. A Collection of Critical Essays. Ann Arbor/Mich. 1988.

Bibliographie und Themenplan/Referatliste sind ab Ende September bei mir erhältlich (Zi 535). Rechtzeitige Anmeldung im Sekretariat ist erforderlich.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996


Prof. Dr. Rolf-Dieter Kluge/Heinz Setzer

PS II: Petar Petrovic Njegos: "Gorski vijenac"

2 st., Mi 9-11, ÜR 028

Fürstbischof Petar II. Petrovic Njegos (1813-1851) hat nicht nur als politischer Souverän Montenegro zur Zeit des Niedergangs des Osmanischen Reiches in das Bewußtsein Europas gehoben, grundlegend wurde er für die serbische Literatur, für die er mit dem "Bergkranz" (1846/47) zu einem der bedeutendsten serbischen Dichter des letzten Jahrhunderts wurde.

Das Thema der Dichtung, der politische und ethische Umgang der montenegrinischen Serben mit den muslimischen "Renegaten", ist innerhalb der serbischen Befreiungskriege eher eine kleine Episode, wird aber von Njegos in den Rang eines volkserhaltenden Ereignisses innerhalb der großen Auseinandersetzung der beiden Religionen Christentum und Islam in Europa erhoben. Nicht nur der historische Hintergrund der Balkanvölker bis hin zur mythenschaffenden Schlacht auf dem Amselfeld 1389, auch die heroische Tradition, die kulturellen Werte des Serbentums sowie die Gegensätzlichkeit der beiden Religionen prägen Geist und Geschehen dieser Dichtung.

Sprachlich und poetologisch vereinigt Njegos im Bergkranz synthetisierend epische, dramatische und lyrische Elemente, wobei er sich an der südslavischen Volksepik und der Volkssprache orientiert und damit beispielgebend für die Entwicklung der südslavischen Literaturen zur Zeit ihrer Wiedergeburt wird.

Das Seminar soll mit der Person des Autors, dem historisch-kulturellen Hintergrund, dem Inhalt, der Bedeutung sowie den stilistischen Ausdrucksmitteln des Werkes bekanntmachen.

Zur vorbereitenden Lektüre seien empfohlen: P.P. Njegos: Gorski vijenac. Kriticko izdanje s komentarom priredio Nikola Barasevic, Beograd 1986; ders.: Der Bergkranz. Einleitung, Übersetzung und Kommentar von A. Schmaus. München 1963; A. Barac: Geschichte der jugoslavischen Literaturen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsgg. von R.-D. Kluge. Wiesbaden 1977; Dimitrije L. Masanovic: Lovcénski Prometej. Licnost i djelo Petra Petrovica Njegosa. Beograd 1991.

Zu Semesterbeginn wird eine Bibliographie zur Verfügung stehen.

In der Übung kann nach Rücksprache mit den Seminarleitern ein Proseminarschein (Vorlage einer selbständigen Textinterpretation) oder Seminarschein (Vorlage eines Referats) erworben werden.

Anmeldung im Geschäftszimmer des Slavischen Seminars ist erforderlich.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996


Dr. Tanja Anstatt

PS: Altkirchenslavisch

4 st., Di 10-12, Do 16-18, ÜR 426

Das Altkirchenslavische, das gelegentlich auch mit "Altslavisch" oder "Altbulgarisch" bezeichnet wird, ist die älteste slavische Schriftsprache. Sie wurde im 9. Jh. von den beiden "Slavenaposteln" Kyrill und Method auf der Grundlage ihres Heimatdialektes zum Zwecke der Verbreitung des Christentums begründet; die ältesten überlieferten Denkmäler stammen aus dem 10./11. Jh.

Als ein Zweig des Gemeinslavischen ist das Altkirchenslavische zu einer Zeit entstanden, in der die Ausdifferenzierung der verschiedenen slavischen Sprachen gerade erst begonnen hatte. Die Beschäftigung mit diesem archaischen Sprachzustand bietet daher nicht nur Einblicke in die Geschichte der slavischen Sprachen, sondern erhellt auch den Übergang vom Indogermanischen zum Slavischen und verdeutlicht damit die Verwandtschaft der slavischen mit anderen europäischen Sprachen. Von Interesse ist das Altkirchenslavische auch deswegen, da seine unmittelbaren Nachfolgeformen, das in verschiedenen regionalen Ausprägungen vorliegende Kirchenslavische, bis in die Neuzeit als Schriftsprachen verwendet wurden und dadurch die Entwicklung der anderen slavischen Sprachen, insbesondere des Russischen, stark beeinflußten.

Die Veranstaltung soll einerseits Grundkenntnisse der altkirchenslavischen Grammatik und Lexik vermitteln und so die sprachliche Interpretation einfacher und mittelschwerer altkirchenslavischer Texte ermöglichen; andererseits werden wir uns mit Herkunft und Entwicklung der Slaven, ihrer Sprache(n) und Kultur beschäftigen. Aufgrund dieses einführenden Charakters kann das Proseminar - bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzung - bereits im ersten Semester besucht werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Russischkenntnisse mindestens im Umfang des Propädeutikums bzw. analoge Kenntnisse in einer anderen slavischen Sprache.

Scheinvergabe: Klausur am Semesterende

Literatur: A. Leskien: Handbuch der altbulgarischen Sprache. Heidelberg 81962.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996


Elisabeth Seitz , M.A.

PS II: Aufbau und sprachliche Gestaltung polnischer Nachrichtensendungen

2 st., Do 14-16, ÜR 426

Seit das Slavische Seminar einen Receiver für polnisches Satellitenfernsehen besitzt, sind wir in der Lage, drei polnische Programme (POLSAT, POLONIA 1 und TV POLONIA) zu empfangen und auch Sendungen auf Video aufzuzeichnen. Im Seminar wollen wir uns mit Sendungen befassen, die nicht nur in polnischer Sprache angeboten werden, sondern auch in und von Polen produziert werden und sich mit polnischen Themenkreisen befassen. Da es sich bei den gesendeten Spielfilmen oft um ausländische Produktionen mit Synchronisation oder (häufiger) "Speaker" (d.h. eine Stimme liest alle Rollen) in polnischer Sprache handelt, erscheint es geraten, sich vor allem auf Nachrichtensendungen zu konzentrieren, die alle diese Bedingungen erfüllen. Bei der Arbeit im Seminar wird sowohl ein Fernsehgerät für aktuelle Sendungen sowie auch Videoaufnahmen zur Verfügung stehen, mit Hilfe derer die Nachrichtenberichterstattung der drei Sender inhaltlich (worüber/in welcher Form/wie lange...) und sprachlich (wie formell ist die Sprache/wird Umgangssprache verwendet/wie direkt wendet sich der Nachrichtensprecher ans Publikum/ wie suggestiv ist seine Berichterstattung...) analysiert und verglichen werden soll. Gute Kenntnisse der polnischen Sprache sind Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Seminar.

Qualifikation: regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit, Vorstellung einer Nachrichtenanalyse im Rahmen des Seminars sowie deren schriftliche Ausarbeitung (Hausarbeit).

Literaturhinweise: Handbuch Medienarbeit: Medienanalyse, Medieneinordnung, Medienwirkung. ed. Bundeszentrale für Politische Bildung. Mit Beitr. von Gerd Albrecht. Opladen, 31991. //UB 33 A 17351// //FB Allg K 10/Han 4//; Renckstorf, K. und Rohland, L.: Nachrichtensendungen im Fernsehen. 2 Bde. Berlin, 1980; Schulte, H.: Medienanalyse und Medienkritik: eine Einführung für Lehrende und Lernende. Münster, 1992. //FB Allg K 10/Sch 42//

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Proseminar II: Aspekt und Aktionsart in der slowenischen Schriftsprache

2 st., Mo 14-16, ÜR 426

Das Slowenische, das in mancherlei Hinsicht eine Sonderstellung innerhalb der slawischen Sprachfamilie einnimmt (es sei nur an den noch erhaltenen Dual erinnert), unterscheidet sich auch bezüglich des Gebrauchs von Aspekt und Aktionsart wesentlich von anderen slawischen Sprachen. Im Seminar soll herausgefunden werden, wie diese Kategorien im Slowenischen realisiert sind, ob und inwiefern ein Einfluß des Deutschen zugundeliegt und welche historischen Entwicklungstendenzen festzustellen sind. Zu diesem Zweck werden wir vor allem Texte aus Presse und Literatur untersuchen (ein Korpus mit slowenischen Texten kann über das Internet genutzt werden, es stehen auch Texte slowenischer Liedermacher zur Verfügung), aber auch einen Blick auf das slowenische protestantische Schrifttum des 16. Jahrhunderts werfen, für das ebenfalls eingescannte Texte vorhanden sind, und kurz auf die Zeit des Narodni Preporod im 19. Jahrhundert eingehen. Falls Interesse besteht, kann der Gebrauch von Aspekt und Aktionsart im Slowenischen mit anderen südslawischen Sprachen verglichen werden.

Qualifikation: Regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit, Referat mit Textanalyse sowie schriftliche Hausarbeit.

Literaturhinweise: Kopitar, J.: Grammatik der Slavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark. Laibach, 1808; Merse, M.: Vid in vrstnost glagola v slovenskem knjiznem jeziku 16. stoletja. Ljubljana, 1995; Schellander, A.: "Glagolski vid v luci sodobnih teoretskih razmisljanj in kali njegovega zapazanja v Bohoricevi slovnici." Slavisticna Revija 32/1984, Nr. 3, 223-230; Toporisic, J.: Slovenska slovnica. Maribor, 1976.

Beginn: Montag, 21. Oktober 1996


Docent doktor pedagogiceskich nauk Valerija Michajlovna Necaeva

(Moskovskij gosudarstvennyj universitet im. M.V. Lomonosova)

Begleitübung zum Seminar: Richard Wagner in Rußland...

2 st., Do 10-12, ÜR 426

Diese Übung dient der sprachlichen Vorbereitung und sachlichen Vorbesprechung der Referate und ihrer schriftlichen Ausarbeitung. Alle im Seminar zu behandelnden Themen werden in dieser Übung ausführlich vorbesprochen und wissenschaftlich diskutiert.

Beginn: Donnerstag, 24. Oktober 1996


Oskar Obracaj, M.A.

Propädeutikum

15 st., Mo-Fr 9-12, ÜR 034

Das Propädeutikum ist als Intensivkurs für Studienanfänger ohne Russischvorkenntnisse gedacht. Es findet montags bis freitags 9.00 bis ca. 12.00 Uhr statt; nach Abschluß einer Unterrichtseinheit kommen Übungen im Sprachlabor hinzu.

Die Teilnehmer am Propädeutikum werden voll ausgelastet sein; sie sollten deshalb keine weiteren Lehrveranstaltungen belegen.

Über das zu verwendende Lehrbuch muß noch entschieden werden, so daß es erst zu Semesterbeginn bekanntgegeben werden kann.

Beginn: Montag, 14. Oktober 1996, 9.00 Uhr

Deutsch-russische Übersetzungsklausuren für Examenskandidaten

2 st., Di 14-16, ÜR 426

Dieser Kurs versteht sich nicht so sehr als ein Crash-Kurs für Kandidaten, die bereits im Frühjahr ihr Examen ablegen wollen/müssen. Längerfristig angelegt, verfolgt er vielmehr das Ziel, in die Prüfungsvorbereitung als solche einzuführen: Durch die Anfertigung schriftlicher Übersetzungen unterschiedlicher Texte sollen die früher erworbenen Fertigkeiten aktiviert und einschlägige Übersetzungstechniken eingeübt werden. Die so geschaffene möglichst große Basis für den einschlägigen Teil der Klausur kann die wünschenswerte Sicherheit bei der Beschäftigung mit Texten vermitteln, wie sie üblicherweise in der Prüfung zur Übersetzung vorgelegt werden.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996


Alla Schwandt

Russisch II

6 st., Mo, Do 16-18, Mi 9-11, ÜR 011, ÜR 426

Den Schwerpunkt des Kurses bilden Pronomen, Adjektiv und Numerale. Über die Hilfsmittel für die theoretische Annäherung an den Gegenstand unserer Arbeit wollen wir erst zu Beginn des Semesters entscheiden. Im Übungsteil des Kurses wird unser Interesse weiterhin, wenn auch nicht ausschließlich, dem Schwerpunkt des theoretischen Teils gelten. Als Übungsmaterial werden russi-sche publizistische, leichtere populärwissenschaftliche und literarische Texte verschiedenster Art zur Verfügung gestellt. Für deren Übersetzung wie generell für unsere Arbeit werden Kenntnisse der russischen Grammatik vorausgesetzt, wie sie im Propädeutikum und Russisch I vermittelt werden.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Einführung in die russische Wirtschaftssprache

2 st., Mi 11-13, ÜR 028

Dieser Kurs macht mit der modernen wirtschaftswissenschaftlichen Terminologie bekannt, die durch eine rasante Weiterentwicklung, z.B. durch die Aufnahme von Amerikanismen gekennzeichnet ist. Es werden solche Themen im System der Marktwirtschaft behandelt wie z.B.

die in den geschäftlichen Beziehungen mit Rußland relevant sind.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996

Russische Handelskorrespondenz

2 st., Di 16-18, ÜR 137

Es werden an Hand von Musterbriefen die Grundlagen der modernen russischen Handelskorrespondenz vermittelt und das Gelernte in Übungen gefestigt. Es werden solche Themen behandelt, wie z.B.

die in der täglichen Geschäftspraxis vorkommen.

Empfohlene Literatur: B. Neumann, A. Scharf: Wirtschaftsrussisch - Handelskorrespondenz. Berlin 1993.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Russisch für Hörer aller Fakultäten

Russisch für Anfänger

2 st., Mo 18-20, ÜR 011

Der Kurs macht mit den Grundlagen der russischen Sprache bekannt. Es werden Basiskenntnisse im Lesen, Schreiben und Sprechen vermittelt. Es sind keinerlei russische Vorkenntnisse erforderlich.

Das Lehrbuch wird am Kursbeginn durch den Lektor empfohlen.

Beginn: Montag, 21. Oktober 1996

Russisch für Fortgeschrittene I

2 st., Di 18-20, ÜR 011

Dieser Kurs stellt die Fortsetzung des Kurses "Russisch für Anfänger" dar. Der Kurs baut auf dieser Grundlage auf, gleichzeitig sind aber auch andere Interessenten mit schnell aufzufrischenden Vorkenntnissen willkommen.

Das Lehrbuch wird am Kursbeginn durch den Lektor empfohlen.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Russisch für Fortgeschrittene II

2 st., Do 18-20, ÜR 011

Dieser Kurs stellt die Fortsetzung des Kurses "Russisch für Fortgeschrittene I" dar. Der Kurs baut auf dieser Grundlage auf, gleichzeitig sind aber auch andere Interessenten mit guten Vorkenntnissen willkommen.

Das Lehrbuch wird am Kursbeginn durch den Lektor empfohlen.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996


Dr. Wojciech Dudzik

Vorlesung: Polska literatur wspolczesna, czesc I - Dramat (Polnische zeitgenössische Literatur, Teil I - Drama)

2 st., Di 14-16, ÜR 526

Prowadzony przeze mnie w semestrze zimowym 1995/96 wyklad "Konteksty polskiej literatury wspolczesnej" stanowil wprowadzenie do podjecia obecnie problematyki scisle literackiej. W kolejnych semestrach zaprezentuje rozwoj poszczegolnych rodzajow i gatunkow literackich w powojennej Polsce: dramatu, prozy i liryki. Semestr zimowy 1996/97 poswiecony bedzie dramaturgii, jej poszukiwaniom formalnym oraz tematycznym. Omowione zostana kierunki rozwojowe w zakresie dramatu oraz tworczosc najwybitniejszych autorow, m.in. Leona Kruczkowskiego, Jerzego Szaniawskiego, Witolda Gombrowicza, Tadeusza Rozewicza, Slawomira Mrozka. Przy okazji przedstawie rowniez kwestie obecnosci polskiej dramaturgii wspolczesnej na scenach niemieckich.

Literatura przygotowawcza w jeziku niemieckim: Dietrich Scholze: Zwischen Vergnügen und Schock. Polnische Dramatik im 20. Jahrhundert. Berlin 1989; Christa Vogel: Macht und Freiheit im modernen polnischen Drama. Berlin 1974.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Proseminar II: Interpretation ausgewählter polnischer Dramen der Nachkriegszeit

2 st., Di 16-18, ÜR 526

Dieses Proseminar ist vor allem für Hörer der obigen Vorlesung bestimmt; die Teilnahme an der Vorlesung ist jedoch nicht obligatorisch. Ziel des Seminars ist eine umfassende Analyse ausgewählter - für Gattung und vorgenommene Problematik repräsentativer - Dramen polnischer Autoren der Nachkriegszeit. Als solche würde ich "Niemcy" ("Die Deutschen", in Deutschland besser als "Die Sonnenbrucks" bekannt) von Leon Kruczkowski, "Policja" ("Die Polizei") von Slawomir Mrozek und "Antygona w Nowym Jorku" ("Antigone in New York") von Janusz Glowacki vorschlagen. Die beiden ersten gelten heute als klassische Gymnasiums- und Universitätslektüre in Polen (sowie als meistinszeniert, auch in Deutschland, wo "Die Sonnenbrucks" über 40 Inszenierungen und "Die Polizei" über 50 Inszenierungen hatten); das letzte Stück dagegen stammt aus den letzten Jahren und außer in Polen und den USA (wo es mit Erfolg aufgeführt wurde), ist es noch nicht sehr bekannt.

Beginn: Dienstag, 22. Oktober 1996

Sprachkurse

Der Grundkurs der polnischen Sprache dauert vier Semester. Jeweils im Wintersemester werden die Kurse Polnisch I und Polnisch III und im Sommersemester die Kurse Polnisch II und Polnisch IV angeboten.

Polnisch I

4 st., Mo, Do 10-12, ÜR 526

Unterrichtsmaterial: "Mowimy po polsku I. Lehrbuch der polnischen Sprache" von J. Kotyczka, M. Nagajowa u.a., Volk und Wissen Verlag, Berlin 1991 (es ist in der Osianderschen Buchhandlung zu erhalten bzw. bestellen); "Uczymy sie polskiego I!" von B. Bartnicka, M. Jurkowski u.a., Krakow 1984.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Polnisch III

4 st., Mo, Do 13-15, ÜR 526

Unterrichtsmaterial: "Mowimy po polsku II." von J. Kotyczka, M. Nagajowa u.a., Volk und Wissen Verlag, Berlin 1990; ausgewählte Übungssammlungen, die ich zur Verfügung stellen werde.

Beginn: Donnerstag, 17. Oktober 1996

Übersetzung deutsch-polnisch

2 st., Mi 11-13, ÜR 526

Hier werden publizistische und leichte literarische Texte aus dem Deutschen ins Polnische übersetzt. Schwerpunkte: Lexik und Syntaxregeln. Die Texte werden von mir und von den Teilnehmern ausgewählt.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996

Polnische Landeskunde

2 st., Mi 13-15, ÜR 526

Elemente der Landeskunde kann man in fast allen von mir vorgeschlagenen Sprachveranstaltungen finden. In diesem Semester möchte ich jedoch mehr und systematischer über aktuelle Themen sprechen. Schwerpunkt: Kultur - aber nicht nur in der gewöhnlichen Bedeutung (Theater, Film, Musik, bildende Kunst), sondern im breiten anthropologischen Sinne, d.h. es werden uns hier Lebensstile, Kulturmodelle, Gesellschaftsverhältnisse, Subkulturen, Alltagsverfahren interessieren. Außer meiner Kommentare werde ich zur Diskussion auch Schrift-, Hör- und Videomaterialien zur Verfügung stellen.

Beginn: Mittwoch, 23. Oktober 1996


Dr. Natalie Bartling

Die serbische Poesie um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert

1 st., Mi 14-15, ÜR 137

In meiner Lehrveranstaltung werde ich nur mit Akzenten versehene literarische Texte zur Verfügung stellen, um die richtige Aussprache sowohl der Gedichte als auch der gebundenen Rede überhaupt zu veranschaulichen, sowie die Freude am schönen Klang der Sprache wahrzunehmen. Dabei werde ich auf die wichtigsten Regeln der Aussprache hinweisen.


michael.betsch@uni-tuebingen.de - Stand: 5. Juli 1996